CC-Bewerbung Bhâm Graustein

Tagebucheintrag Bhâm Graustein:

Die Reise war eine Bürde gewesen, die uns auf Schritt und Tritt geprüft hatte. Nach Monaten im kalten Wind, dem ständigen Auf und Ab der Nebelberge und der Bedrohung von oben und unten waren wir nun endlich angekommen. Ich stand zwischen meinen Brüdern Bhôm und Khûrín, meine Hand fest auf dem Griff meines Schwerts, und betrachtete das ehrwürdige, aber verwitterte Tor vor uns. Es war, als könnten wir in der Stille die Stimmen unserer Vorfahren hören, die vor uns durch diese gewaltigen Steintore geschritten waren. Khûrín, der jüngste von uns, aber mit dem scharfsinnigsten Verstand und dem stärksten Herzen, trat einen Schritt nach vorn. Sein Blick verlor sich in der Ferne, als wäre er schon in den tiefsten Hallen von Khazad-dûm. Es war, als würde die Schwere der Geschichte auf ihn niederdrücken, und doch wirkte er, als würde ihm gerade diese Verantwortung Kraft geben. Khûrín – unser Anführer. Manchmal musste ich schmunzeln, denn wir alle spürten die Bedeutung unserer Mission, aber es war Khûrín, der diesen Weg wirklich erst möglich gemacht hatte. Er war es, der das Erbe, das wir hier suchten, nie aus den Augen verlor. Bhôm, mein älterer Bruder, stand schweigend neben mir. Sein ruhiges, verlässliches Wesen beruhigte mich seit unserer Kindheit, und ich wusste, dass er, wenn es darauf ankäme, seine Axt mit einer Wucht schwingen würde, die selbst das Tor der Westpforte erzittern ließe. Die Dunkelheit und die Kälte machten ihm nichts aus, und ich wusste, wenn ich an seiner Seite stand, konnten wir jeden Abgrund überqueren und jede Gefahr bestehen. Gemeinsam legten wir unsere Hände an die Steintore und spürten den kalten, glatten Stein unter unseren Fingern. „Auf drei“, murmelte ich und zählte die Schläge meines Herzens. „Eins... zwei... drei!“ Gemeinsam schoben wir mit aller Kraft, und das alte Tor gab nach, langsam und widerwillig, als wäre es ein schlafender Riese, den wir aus einem ewigen Traum erweckten. Das Knarren war ohrenbetäubend und hallte von den umliegenden Felsen wieder. Ein bitterer, alter Geruch stieg uns entgegen, eine Mischung aus Staub, Vergänglichkeit und Geschichte. Der erste Blick in die Hallen ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Überall war nur Dunkelheit, und doch wirkte diese Stille lebendig. Ich fühlte den tiefen Atem der Berge, der Hallen, die auf uns warteten, wie Geister der Vergangenheit, die uns beobachten. Ich konnte fast die alten Zwerge sehen, die einst hier geschmiedet, gegessen und gelacht hatten. Khûrín war es, der als Erster einen Schritt in die Halle tat. Seine Stimme hallte in der weiten Leere, als er sagte: „Es ist mehr als nur ein Tor. Es ist unser Erbe. Hier sind wir nicht nur Zwerge – hier sind wir die Letzten unserer Linie, die diesen Ort zurückerobern können.“ Sein Blick lag auf jedem von uns, ein stählerner Ausdruck der Entschlossenheit in seinen Augen. Ich spürte den alten Geist unserer Vorfahren in mir erwachen, etwas das tiefer war als Stolz, etwas, das uns alle verband. Wir traten tiefer in die Hallen und sahen uns um. Überall lag der Staub der Jahre, und die Wände waren mit verblassten Bildern bedeckt, die Geschichten von Mut und Kampf erzählten. Manchmal konnte man eine Statue in einer Ecke entdecken, verfallen, doch voller Würde. Sie schienen uns still zuzuhören, während wir uns an ihre Taten erinnerten. Bhôm legte seine Hand auf eine dieser Statuen, einen uralten Krieger, und sagte mit rauer Stimme: „Sie waren die Ersten, die dieses Land aufgebaut haben. Wir dürfen sie nicht enttäuschen.“ Ich nickte und versuchte, seine Entschlossenheit zu teilen. Es war Bhôm, der uns immer wieder daran erinnerte, dass diese Hallen nicht nur aus Stein, sondern aus dem Blut unserer Vorfahren bestanden. Schließlich fanden wir die große Schmiede. Obwohl alles in Trümmern lag, konnte ich die alte Wärme fast fühlen, als wäre die Glut der vergangenen Jahrhunderte immer noch da, verborgene Flammen unter dem Schutt. Khûrín sah die zerfallene Schmiede an, und ein Leuchten kam in seine Augen. „Hier werden wir neu beginnen“, sagte er mit fester Stimme. „Hier in dieser alten Schmiede werden wir die Traditionen unserer Ahnen wieder aufleben lassen.“

Unsere ersten Nächte in Khazad-dûm waren durchwoben von Träumen, Erinnerungen und Visionen. Ich selbst konnte kaum schlafen, spürte den Pulsschlag der Hallen, als wären sie lebendig, als forderten sie uns heraus, sie wieder zum Leben zu erwecken. Morgens standen wir auf, traten in die große Halle und sahen das Licht der Morgensonne durch die zerbrochenen Fenster strahlen. Es war, als wollte uns die Sonne daran erinnern, dass selbst in der Dunkelheit Hoffnung zu finden war. Khûrín sprach in die Runde, seine Worte tief und fest: „Hier, in diesen Hallen, haben unsere Vorfahren ihre Geschichte geschrieben. Nun ist es an uns, unsere eigene Geschichte zu schreiben.“ Seine Rede erfüllte uns alle mit neuer Kraft, und wir begannen, die Ruinen zu säubern, die alten Räume wieder herzurichten und die alten Werkzeuge zu entstauben. Schritt für Schritt verwandelten wir uns, wir zwölf Sígin-tarâg, von einer Gruppe müder Reisender in die Erben von Khazad-dûm. Tag um Tag, Stein für Stein, legten wir die alten Wurzeln frei und ließen neue Samen unserer eigenen Zukunft keimen. Der Staub wich, und das Echo unserer Hämmer und Stimmen erfüllte die Hallen mit neuem Leben. In diesen verfallenen Hallen, wo der Atem unserer Ahnen noch immer spürbar war, wurden wir stärker, stolzer und mutiger. Denn nun waren wir keine Wanderer mehr. Wir waren Zwerge von Khazad-dûm, die mit jedem Hammerschlag die Legenden unserer Vorfahren wieder zum Leben erweckten – ein Herzschlag aus Stein und Eisen, stark und ewig..